Mit Fahrradanhänger in der Bahn

Trübe Aussichten bestimmten das Frühstück. Schade eigentlich, aber weder Wetter noch Strecke wären zur Freude des Radlers geeignet gewesen.

Elf Kilometer westlich von Tangermünde liegt die Kreisstadt Stendal auf dem Weg nach Kalbe, unserer letzten anvisierten Destination dieser Reise. Dazwischen und bis dahin: Altmark. Und zwar nur die Mark. Keine Dörfer von Belang, keine Aussichts- oder auch nur Rastpunkte die den Namen verdienen würden, zumindest blieben sie während der Tourenplanung am Vorabend verborgen. Stattdessen: Kreis-, Land- und Bundesstraßen bis Kalbe.

Radweghölle nennen wir die bestenfalls von Radpendlern und Abgas resistenten Ausdauersportfans geschätzten Kurzverbindungen neben Straßen. Wir nehmen sie zur Kenntnis, wissen um ihren Wert für die Radfahrgemeinde und vermeiden sie, wo wir nur können.

Darum, und weil auch der Weg von Kalbe ins Wendland wenigstens bis Arendsee beziehungsweise Salzwedel nicht sooo reizend ist, disponierten wir um.

Weil jeder Tag im Leben etwas Besonderes bieten soll, hatte ich für mich als Premiere das Erleben der Fahrradanhänger-Logistik in Verbindung mit der Deutschen Bahn ins Auge gefasst.

Also: Fast forward zum

Bahnhof Stendal

Von Gleis 3 fährt die R20 nach Salzwedel.

Der Aufzug zum Gleis ist lang genug fürs Rad und der Anhänger passt daneben. Zug um Zug geht es abwärts.

Den Aufzug der uns auf unseren Bahnsteig heben soll, ziert ein roter runder Defekt-Sticker und unter (fast) stillem Fluchen nehme ich die Herausforderung an. Positiv denken!

Wenigstens hat die Treppe unter dem Geländer eine Steigrinne. Das Gepäck muss aus Platzgründen ab. Die beiden Satteltaschen und die Rolle sind schnell gelöst, Melinda hält an meinem Rad Wache, ich schiebe Ihr Rad über die Rinne bergauf.

Der Vorgang wiederholt sich für mein Rad. Den Anhänger hebe ich im gepackten Zustand an und steige nach oben. Mission accomplished.

Melinda bringt ihr Rad zuerst in das leere Fahrradabteil, dann folgt der Hänger (den ich blödsinniger Weise rolle – ist ja ein Rad dran – dauert trotzdem länger als tragen) und zu guter letzt mein Rad.

Das ist ein 360 Grad Video. Der Blickwinkel liegt im Auge des Betrachters. Cursor oder Maus ändern die Sicht.

Das war es. Ich habe Hänger und Rad sozusagen rückwärts abgestellt und angekoppelt. Die Zugbegleiterin würdigt meinen Hänger keines Blickes. So einfach, so gut.

Das Rausfahren geht noch leichter. Die Regionalbahn bietet genug Platz, mit Rad und Hänger schräg aus dem Waggon zu fahren. Wie das Auszugfahren geht, hatten wir ja schon geübt, auch wenn in den Salzwedeler Aufzug zur ein Element zur Zeit passt. Der Vorgang Gleiswechsel dauert ohne Unterbrechung etwa 7 Minuten. Gut zu wissen.

Ach ja: fast forward nach Lüchow, es regnet, wir verlassen bei Saaße die Radweghölle und kommen über die Feldwege bis zum Schulviertel in Lüchow.

Einen Tag zu früh, aber hey: Ist doch Urlaub und keine Terminsache.


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